Überraschende Ansichten im Donau Einkaufszentrum in Regensburg

Der Fotograf Johannes Hauser zeigt auf den Ladenstraßen im Donau-Einkaufszentrum Regensburg unbekannte Dimensionen scheinbar vertrauter Orte und Objekte

Journalisten schauen gern hinter die Kulissen: Der „Donaukurier“-Redakteur Johannes Hauser (42) hat den Zugang zu seinem Beruf mit der Kamera gefunden. In seiner Freizeit macht der Ingolstädter Fotograf inzwischen auch verborgene Strukturen millionenfach besuchter Objekte und Orte sichtbar. Er richtet den Blick bzw. das Objektiv „nach oben“, hält dem Betrachter tiefere Strukturen vor Augen, die man als Tourist allenfalls erahnt. Manche seiner plastischen Bilder gleichen geometrischen Reliefen aus Stein, Glas, Holz, Farbe, Licht… Sie stehen zwar in strenger Kreisform nebeneinander, sind bei aller „Normierung“ aber intensiv und vielfältig. Wobei profane Neuzeitarchitektur manchmal ähnlich erhaben wirkt wie Jahrhunderte alte Sakralbauten.

 

Auf drei Kontinenten sind dem gebürtigen Augsburger bislang 80 runde Motive gelungen. Eine Auswahl der großformatigen Arbeiten kann man vom 17. (Vernissage 19 Uhr) bis zum 29. Juli auf den Ladenstraßen im Donau-Einkaufszentrum Regensburg entdecken. Die Schau ist Teil des Jubiläumsprogramms des erfolgreichen Shopping Centers, das zu den Pionieren des „Erlebniseinkaufs“ zählt und seit seiner Premiere 1967 laufend eine „unbefangene Annäherung an die Kunst mit der Einkaufstüte in der Hand“ ermöglicht.

Die Kamera auf dem Altar

In der Kathedrale Notre-Dame von Reims, lange Krönungsstätte französischer Könige und heute wie die einstige Reichstadt Regensburg als „Monument Historique“ Teil des UNESCO-Welterbes, durfte Hauser „die Kamera auf dem Altar ablegen“. Die Kuppeln der Frankfurter Paulskirche – im 19. Jahrhundert Versammlungsort der ersten frei gewählten Volksvertretung deutscher Lande – stellt der Journalist, der in Eichstätt Soziologie und Politische Bildung studiert hat, mit dem früheren Bonner Plenarsaal und dem neu definierten Berliner Reichstag als Triptychon in eine Linie: „Der Himmel der Demokratie“. Einige Seiten weiter im Bildband leuchten das Zelt des Circus Roncalli oder die Münchener „AllianzArena“, als sei die Lichtchoreographie eigens dafür arrangiert worden. Die 45 Meter hohe Kuppel der Kelheimer Befreiungshalle wiederum erinnert mit ihrem Wechselspiel zwischen beigebraunen und graublauen Facetten an eine diffizile „Häkelarbeit“, während die filigran-goldenen Strukturen des Eiffelturms von einem Juwelier gestanzt worden sein könnten.

Mein Projekt nach oben verfolge ich seit 2015“, erklärt Johannes Hauser. „Die Bilder sind nicht digital verändert; der Kreis-Effekt ergibt sich rein optisch durch den Einsatz eines Fischaugen-Objektivs. Es geht darum, einen neuen Blick auf vermeintlich Bekanntes anzubieten. Durch die extreme Perspektive mag der Betrachter seinen Zugang und damit seine Haltung zu einem Ort, den er bereits auf hunderten Fotografien gesehen oder persönlich erlebt hat, neu finden. Darüber hinaus hat die Rundumsicht einen reizvollen ästhetischen Effekt, der Gebäude abstrakt verfremdet.“

Bislang unbekannte Arbeiten

Doch Hausers Idee und Technik funktionieren nicht nur in Gebäuden: Er hat beispielsweise im Olympic National Park an Kanadas Grenze auch schlanke, 80 Meter hohe und gut ein Jahrhundert alte Sitka-Fichten – wertvolle Hölzer für den Instrumentenbau – in eine unerwartete Optik gebracht. Die grüngrauen Linien der Stämme und Äste, auf einen Punkt zulaufend, muten fast an wie eine Iris. Sein weiteres Themenspektrum vermittelt die Website http://johannes-hauser-fotografie.de.

Einige Stationen der aktuellen Ausstellungsreihe: Institut für digitales Lernen in Eichstätt, Städtische Galerie Harderbastei in Ingolstadt, „Ingolstadt – nach oben“ im Neuen Rathaus… Zur Schau im Donau-Einkaufszentrum bringt Johannes Hauser bislang nicht öffentlich gezeigte Arbeiten mit, darunter   Innenansichten der „DEZ“-Parkspindel, des Regensburger Doms und der Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Diese Exponate gehen dann mit neuen lokalen Motiven weiter auf Tournee nach Neuburg an der Donau (ab 1. Oktober 2017) und Gaimersheim (2018).

Anfahrts- und Lageplan unter: www.donaueinkaufszentrum.de

 

 

© Johannes Hauser